Emotionally Confronted Through Distance 
(Gruppenausstellung)


Eröffnung: 04.09.2021, 17:00 - 21:00 Uhr
Ausstellung: 07.09.2021 - 25.09.2021

Di-Sa: 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr

Ort: Feldfünf,  Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7-8, 10969 Berlin

Mit ihrer Sommerausstellung - Emotionally Confronted Through Distance – präsentieren Pierre Wolter und Melanie Zagrean, Galeristen*In und Kuratoren*In der Berliner Galerie Art Claims Impulse, Statements, Gedankenspiele und Interpretationen verschiedener Künstler*Innen der Galerie zu diesem Thema.

Teilnahme und Einbindung in Geschehen aus der Distanz sind Phänomene, die seit der Zunahme der digitalen Medien wachsen und durch die jüngste Pandemie einen neuen Höhepunkt erreicht haben. Einerseits ist man mittendrin, emotional eingebunden, oft sogar digital live als Mitgestalter aktiv. Andererseits führt die Distanz und die Isolation zu einer neuen Qualität des Erlebens, zu einer Konfrontation mit einem Geschehen das berührt, das man teils nur sieht oder hört, es aber nicht greifbar oder spürbar mit anderen vor Ort erleben kann, und dessen Auswirkung auf die Wahrnehmung, auf das Erleben, sowie auf die Erinnerung neue Fragen aufwirft. Unser Ausgangspunkt dieser Kuration waren folgende Fragen: Wie kann man eine emotionale empathische Kommunikation mit dem Gegenüber aufbauen, wenn man sich ausschließlich nur auf zwei Sinne verlässt? Inwieweit hat unser pandemiebedingter Umgang mit digitaler Kommunikation unsere Wahrnehmung verändert? 


 
Aseel AlYaqoub (Kuwait)

Ist eine Künstlerin, die in den Bereichen Geschichte, Architektur und kulturelle Identitätstheorie arbeitet. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit Themen wie Nationalität, Staatsapparate und kollektive Nostalgie, um herauszufinden, warum einige historische Elemente gut in die nationale Erzählung passen, während andere absichtlich vergessen werden. Anhand einer ständig wachsenden Sammlung von Fundstücken, Dokumenten und Medien erforscht sie in ihrer Arbeit die Konstruktion neuer Nationen wie Kuwait. Mit Hilfe von Video, Zeichnung, Installation und Druckgrafik dokumentiert sie die Prozesse der Selbstidentifikation und der Staatsgründung der Nation - die unter den Bedingungen des Drucks stattfanden - nach der imperialen Auflösung und Wiedervereinigung.

Mimische Männer, Lentikulardruck, Videoessay, Skulptur (2021)


Courtesy of the artist

Militärspektakel sind ein ironisches Amalgam aus Nation und Imperium, in dem die Nostalgie die festhaltende und bestimmende Bedingung ist. Diese Performances legen die historische Kontingenz der Nation offen, indem sie den verkörperten Nationalismus wiederholen und ihn immer wieder als real markieren. Das Theater der Macht, das hier zum Ausdruck kommt, ist so protokolliert und hierarchisch geordnet, dass es offensichtlich um seiner selbst willen aufgeführt wird.

                                                                                                                          Courtesy of the artist

                                                                                                                         Courtesy of the artist

 

Anna Anders (D)

Seit Ende der 1980er Jahre arbeitet Anna Anders mit Video als künstlerischem Ausdrucksmittel: Entstanden zunächst kurze Filme für Monitorarbeiten, so sind es seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend Video-Objekte und raumbezogene Projektionen.Die farbenfrohen Aufnahmen voller Humor und Einfallsreichtum wirken uninszeniert und kommen häufig mit nur einer Kameraeinstellung aus. Und doch handelt es sich hier um bis ins kleinste Detail, bis in jedes einzelne Requisit höchst präzise choreografierte Bilder. Diese zeigen meist Aktionen in Realzeit, beispielsweise alltäglichen Rituale oder auch Marotten, die jeder von uns an sich kennen mag. Sauberkeitsrituale, Körperpflege oder –ertüchtigung mögen hier als Beispiele dienen.

Anna Anders zeigt in ihrer Arbeit „Aus der Ferne gesehen“ eine persönliche Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit. Wir zeigen eine Serie ihrer ersten Videoarbeiten aus dem Jahre 1986 welche sie zusätzlich aus ihrer heutigen Sicht, 35 Jahre später, kommentiert (Audio).

Videoclips, 1986, PAL, 20 min

                                                             
Videostills courtesy of the artist

Rückblick auf meine ersten Videoarbeiten, die sich mit Voyeurismus und dem Medium Fernsehen auseinandergesetzt haben. 

 

Marc Aschenbrenner (A)

Seine prozessual angelegten Arbeiten beginnen häufig mit Skizzen und bedienen sich heterogenen Materials, das auch ungewöhnliche Hüllen nicht scheut. Meist als sein eigener Protagonist agiert Aschenbrenner in zeitlosen, deutungslosen Räumen, in denen er eine unverwechselbare Ästhetik entstehen lässt und mittels Performance seinen individuellen Kosmos kreiert, der inhaltlich Fragen nach Herkunft und Aufgabe im Sinne des Existenzialismus zulässt.

Figur Einzel BW Tusche: Schnittmuster Figur Einzel, 2021, Tusche auf Tyweg, ca. 3m x 1,5m

Figur Einzel Mischtechnik: Schnittmuster Figur Einzel, 2021, Mischtechnik auf Tyweg, ca. 3,3m x 1,5m


Courtesy of the artist

Tite: „Drei Zustände der Figur“

Vorbereitungen zu Video-Dreharbeiten die Mitte September 2021 stattfinden. Es werden Körper-Hüllen entworfen und in Form eines Schnittmusters auf die Stoffbahn gebracht. Die Oberfläche wird je nach dem Enderscheinungsbild der fertigen Figur bearbeitet. Dadurch entsteht ein Schnittmuster-Bild. Die Figur befindet sich nun im ersten Zustand, in Form einer Fläche. Einige der Schnittmuster bleiben in ihrer Erscheinung. Andere werden für den weiteren Entwicklungsprozess in ihre Einzelteile zerschnitten und wieder zusammengefügt. Die Figur befindet sich nun im zweiten Zustand der 3-dimensionalen Hülle. Im dritten Entwicklungsschritt der Figur schlüpft ein Schauspieler/in diese, um sie performativ zu beleben. Jede Figur wird so beseelt und gefilmt. Begegnungen und Interaktionen der Figuren untereinander werden teilweise in der Postproduktion des Videos verwirklicht. Alle drei Zustände der Figuren und deren Interaktion sind Bestandteil der Arbeit.

 

Dave Ball (GB)

Seine Arbeit erforscht Absurdität, Irrationalität und die Interaktion zwischen Sinn und Unsinn. Er fragt: Wie sind unsere rationalen Auffassungen von der Welt aufgebaut? Was sind die Folgen dieser rationalen Strukturen? Auf welche Weise kann es produktiv sein, Rationalität absichtlich zu vermeiden? Und welche alternativen Verständnisse der Welt können durch absurde Praktiken entstehen? Er verwendet oft Humor, um diese Ideen zu erforschen, und seine Arbeit ist im Allgemeinen von einer philosophischen Verspieltheit geprägt. Ball arbeitet mit Video, Performance, Zeichnung und Fotografie und hat an partizipatorischen Projekten in Zusammenarbeit mit Künstlern und Experten aus anderen Bereichen gearbeitet.


Courtesy Art Claims Impulse


A to Z

Dave Ball präsentiert zu Thema ausgewählte Fine Art Prints.


Mihai Grecu (RO)

Wiederkehrende Themen wie Umweltkrisen, politische Allegorien, neue Technologien und Katastrophen artikulieren die Gesamtheit seiner Erforschung mysteriöser und unbewusster Anfänge. Diese visuellen und poetischen Reisen vermischen verschiedene Techniken und können als Vorschläge für eine neue, traumorientierte Technologie angesehen werden. Für Emotionally Confronted Through Distance zeigt er neue Arbeiten, die sich mit dem Thema Wüste auseinandersetzen. Ferner zeigt er die Videokunst Arbeit Centipede Sun, ein Statement zur Klimaerwärmung.


 Unseen, Courtesy of the artist



Centipede Sun, Videostill, 2011, Courtesy of the artist

Centipede Sun konzentriert sich auf die Landschaft, den Protagonisten seines Werks. Die Landschaft des chilenischen Altiplano, ein Synonym für Abgeschiedenheit, bietet riesige "leere" Panoramen, in denen die uns bekannten Lebensformen abwesend zu sein scheinen.
 


Petja Ivanova (D)

Die Künstlerin Petja Ivanova will patriarchalische Ideologien durch Kunst & Design abbauen. Deshalb arbeitet sie mit innovativen Technologien aus einer feministischen technowissenschaftlichen Perspektive. In ihrer transdisziplinären Praxis verbindet sie Archäologie, Biologie, Physik, Berechnung und Poesie, um die 'poetische Methode' als Gegengewicht zur gesellschaftlich dominierenden 'wissenschaftlichen Methode' zu fördern und diese Praxis in nichtlinearer Beziehung zu Fluxus & Avantgarde zu verstehen. Schon sehr früh in ihrer künstlerischen Arbeit mit Elektronik und Sensoren begann sie, mythologische Ansätze, das Magische und Nicht-Quantifizierbare einzubeziehen, um diese Verbindungen im Hinblick auf die Tiefenzeit der Medien/Technologie zu analysieren.

Für Emotionally Confronted Through Distance zeigt sie ihre Arbeit:

Thinking about you, 2021.


Thinking about you.  2021, Courtesy of the artist


Thinking about you Das Kunstwerk ist ein interaktives E-Textil und ein Springbrunnenwerk, das den emotionalen Ausdruck durch Körperflüssigkeiten feiert. Es handelt sich um eine Serie von Unterhosen mit Feuchtigkeitssensoren, die den Wasserfluss eines Tischbrunnens in der Nähe auslösen. Die private Nässe im Schritt der Trägerin drückt sich im Wasserfluss eines dekorativen Brunnens aus - ein romantischer Ausdruck möglicher Sehnsucht oder Gedanken an einen anwesenden oder abwesenden Menschen.

Edition von 3 e-textile Unterhosen und 3 Springbrunnen maßgeschneiderte Elektronik, 3D-Druck, Stoff und Stickerei. (2021)

 

 

Dani Ploeger (NL)

Dani Ploeger untersucht Konflikt- und Krisensituationen am Rande der Welt des Hightech-Konsums.  Seine Objekte, Videos und Software beschäftigen sich mit den Spektakeln von Verschwendung, Sex und Gewalt und hinterfragen das gesäuberte, utopische Marketing rund um Innovationen und ihre Auswirkungen auf lokale und globale Machtdynamiken.

Seine Arbeit basiert auf Feldforschung über die Verwendung von Alltagstechnologien unter außergewöhnlichen Umständen. Dani Ploeger fertigte VR-Installation an, während er Truppen an der Front im russisch-ukrainischen Krieg begleitete, und reiste zu Mülldeponien in Nigeria, um aus Europa stammenden Elektronikschrott zu sammeln, er hatte Stacheldraht vom so genannten "Hightech-Zaun" an der EU-Außengrenze in Ungarn gestohlen und Zeugen von US-Drohnenangriffen in Pakistan zu den Geräuschen von Gewalttechnologien befragt, nur um einige seiner Projekte zu nennen.

Dani Ploeger zeigt:

THE CULTS

16mm Film, 6’11”

                                                                                   Cults Videostill, 2021, Courtesy of the artist


Ein kolonialer Text über einen kenianischen antieuropäischen Kult wurde in eine High-Tech-Kultur der Zukunft teleportiert. Auf einer Müllhalde sammelt eine unappetitliche Person immer noch verzweifelt Rohstoffe und vergöttert digitale Gadgets. Gleichzeitig erschaffen drei Frauen eine utopische, mythische Welt aus umfunktioniertem Elektronikschrott.

 

Wolfgang Spahn (D/A)

Das Werk "Patagonian Pattern" von Wolfgang Spahn ist eine audiovisuelle Erkundung der mathematischen Theorie des Chaos. Im Mittelpunkt stehen Benoit Mandelbrots Ideen der Selbstähnlichkeit fraktaler Strukturen in der Natur. Die Klänge analoger Synthesizer und analoger neuronaler Netze ergänzen den visuellen Aspekt der Selbstähnlichkeit der Natur Patagoniens sowohl im großen als auch im makro-/mikroskopischen Maßstab.

Elektrische Signale, sowohl für Audio als auch für Video, wurden von analogen Schaltkreisen erzeugt, die auf Strange Attractors, Fibonacci-Reihen, chaotischen Oszillationen und Feedback-Schleifen basieren. Darüber hinaus zeigt das Werk makroskopische und mikroskopische Muster, Texturen und Strukturen von Flechten, Moosen und Algen, überlagert von Luftaufnahmen aus Flugzeugen und mit Drachen. Die Textur von Flechten und Moos wurde mit Laserstrahlen aufgenommen. Diese modulierten Wellen wurden in Ton umgewandelt und zusätzlich als Farbinformation in Videosignalen verwendet.




Patagonian Pattern 2021, Courtesy of the Art Claims Impulse

Seine Arbeit umfasst interaktive Installationen, Miniatur-Dia-Malereien und Performances mit Licht & Sound. Seine Kunst erforscht das Feld der analogen und digitalen Medien und konzentriert sich sowohl auf deren Widerspruch als auch auf deren Korrelation. Deshalb hat er sich auch auf die Wiederaneignung und Wiederverwendung elektronischer Technologien spezialisiert.

In Spahns immersiven audiovisuellen Performances verschmilzt die technisch unterschiedliche Produktion von Bildern und Tönen. Dabei wird der Datenstrom eines digitalen Projektors hörbar, während der durch elektromagnetische Felder von Spulen und Motoren erzeugte Klang visualisiert wird. Spahn ist fasziniert von Mustern und Strukturen, sei es in Grafik, Foto, Video oder elektronischer Technik. Er sucht die Schönheit der Störung herauszuarbeiten und untergräbt damit die perfekte Oberfläche, die die zeitgenössische neue Medienindustrie zu erreichen versucht.

Für seine Kreationen erforscht er die Fähigkeiten der Hardware, wobei er ständig an ihre Grenzen stößt, um sie in den Dienst seines künstlerischen Konzepts zu stellen. In jüngster Zeit hat er analoge Synthesizer sowie analoge Computer und analoge neuronale Netzwerke entwickelt und nutzt sie, um abstrakte Licht- und Klangskulpturen zu schaffen.

 

 

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